Welchen Wert hat Dein Lagerbestand?

lagerbestand

Im Gespräch mit einem Nutzer der AMZ Seller Toolbox kam vor kurzem die Frage auf, mit welchen Selbstkosten eigentlich der korrekte Gewinn ermittelt werden sollte. Wenn Du ganz am Anfang deines Händler-Daseins stehst, ist die Frage sehr leicht zu beantworten: Mit den Selbstkosten aus deiner Bestellung. Diese lassen sich z.B. durch den FBA Rechner sehr präzise ermitteln.

Bewegung der Lagerbestände

Bist Du dagegen schon einen Schritt weiter und hast bereits mehrmals das gleiche Produkt bestellt, hast du festgestellt, dass die Selbstkosten höchstwahrscheinlich mit jeder Bestellung abweichen. Gründe hierfür können ganz unterschiedlich sein:

  • Größere Bestellung und deshalb geringere Einzelkosten (Preisstaffel)
  • Veränderungen beim Wechselkurs
  • Anderer Spediteur oder andere Lieferkosten
  • Verzicht auf eine ausführliche Qualitätskontrolle
  • Direktes Senden an das Amazon Lager
  • usw…

Gemischter Lagerbestand

Außerdem gelingt es dir hoffentlich, dein Lagerbestand zu füllen, während noch „alte“ Produkte vorrätig sind. Somit vermischen sich die alten und die neuen Lagerbestände und somit die alten und die neuen Werte.

Hinzu kommt auch noch, dass es hin und wieder Retouren geben wird. Egal, ob sie defekt oder noch verkaufbar sind, auch diese beeinflussen deinen Lagerbestand und -wert.

Ermittlung des korrekten Lagerwertes

Soweit so gut. Du weißt nun, dass sich dein Lagerbestand und-wert auf kurz oder lang aus unterschiedlichen Bestellungen zusammensetzt.

Warum sollte dich das aber interessieren?

Hierfür gibt es gleich mehrere Gründe:

  1. Wenn Du den korrekten Wert Deines Umlaufvermögens bestimmen willst , z.B. weil du eine Bilanz erstellen musst
  2. Wenn du den Gewinn pro Produkt korrekt ermitteln willst, um zu erfahren, wie profitabel dein Produkt ist
  3. Wenn du daran interessiert bist, wie sich defekte Rückläufer auf deinen Gewinn auswirken

Zugegeben, es gibt spannendere Themen, mit denen du dich befassen kannst. Ich persönlich muss noch keinen Bilanzen erstellen. Ich will aber auf jeden Fall den Gewinn meiner Produkte korrekt ermitteln. Und ich will eine Vorstellung zu den Kosten für die Rückläufer bekommen.

Steuerliche Beurteilung der Vorratswerte

Hier werde ich mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Bitte frage einen Steuerberater, wenn es um steuerliche Themen geht. Aber grob erklärt ist das so:

Um eine Bilanz zu erstellen, wird gegen Jahresende eine Inventur durchgeführt, um die tatsächliche gelagerte Menge deiner Produkte festzustellen. Die Menge muss dann bewertet werden, um wiederum den korrekten Wert dieses Teils deines Umlaufvermögens zu errechnen. grundsätzlich dürfen m.E. zwei Verfahren angewandt werden: LiFo und Durchschnittskostenverfahren. LiFo bedeutet „Last in First out“. Wir nehmen also an, dass die Produkte, die zuletzt ins Lager kamen auch zuerst wieder verkauft werden. Ich behaupte, dass das in der Realität eher untypisch ist. Im Supermarkt beispielsweise werden die Regale ja bewusst immer so befüllt, dass die älteren Sachen vorne stehen. Das ist dann das FiFo Prinzip, also „First in First out“. Steuerlich ist das aber nicht zulässig. Alternativ gibt es noch das Durchschnittskostenverfahren. Hierbei wird einfach aus allen Bestandswerten der gewichtete Durchschnitt ermittelt. Um es noch komplexer zu machen: Zuletzt muss noch geprüft werden, ob die tatsächlichen Marktpreise nicht evtl. niedriger sind, als die ermittelten Werte. (strenges Niederstwertprinzip)

Das ist für Dich von Interesse

Um dein Geschäft korrekt steuern zu können, darfst du den Ansatz zur Ermittlung deines Lagerwertes aber frei wählen. Am sinnvollsten für die Amazon FBA Geschichten finde ich die Nutzung des Durchschnittskostenverfahrens. Hierzu habe ich auch eine kleine Exceldatei gebastelt, die ich dir hier gerne zur Verfügung stelle.

Mit meinen Zahlen ausgefüllt sieht das dann so aus:

lagerbestand_20161021

Klicke hier, um den Download der Excel-Vorlage direkt zu starten.

In die Tabelle müssen dann pro Produkt und Monat die Warenbewegungen eingetragen werden. Somit ist es ein Leichtes immer den aktuellen Bestandswert im Auge zu haben. Da ich bekanntlich Out of Stock war, ist der Wert meines Lagerbestandes identisch mit dem aus der zweiten Bestellung, nämlich 4,29€/Stück.

Leider ist es recht umständlich die Tabelle mit Daten zu füllen, da du dazu zwei Berichte aus der Sellercentral benötigst. Zum einen den Zahlungsbericht, mit dessen Hilfe auch der Cashflow-Rechner der AMZ Seller Toolbox befüllt wird, um die monatlichen Verkaufsahlen zu erhalten. Zum anderen brauchst du den Bericht zu den Warenrücksendungen. Nur in diesem Bericht wird nämlich unterschieden, ob dein Produkt zum Beispiel „Verkaufbar“ (SELLABLE), „Vom Kunden beschädigt“ (CUSTOMER_DAMAGED) oder „Defekt“ (DEFECTIVE) ist. Es gibt noch weitere Zustände, die Amazon deinem Produkt zuordnen kann.

Du findest den Bericht bei Berichte –> Versand durch Amazon –> Warenrücksendungen

Was machst Du mit den Infos?

Auch hier gibt es wieder mehrere Situationen, um die gewonnen Informationen einzusetzen:

  1. Der monatliche Wert pro Einheit ist der, den du für deine Gewinnermittlung nutzt. Meine Marge (DB1) beispielsweise wird ab Oktober deshalb besser ausfallen, da ich keine Materialkosten von 4,71€ sondern nur noch von 4,29€ habe.
  2. Die defekten Produkte müssen abgeschrieben werden. Sie sind in deiner Buchhaltung also wie Kosten zu behandeln und mindern deinen Gewinn. Um bei meinem Beispiel zu bleiben: Ich habe im September 18,84€ abgeschrieben und im Oktober werde ich 8,59€ plus evtl. weitere defekte Produkte im Oktober abschreiben.

Erstattungen

Übrigens kann ein Artikel nicht nur nach Retoure durch den Kunden als „Nicht Verkaufbar“ eingestuft werden. Auch direkt beim Einbuchen der Ware, also wenn die Produkte ganz frisch ins Lager eingehen, kann Amazon festlegen, dass die Produkte nicht verkaufbar sind. Alle Zustände und die Konsequenzen, die sie jeweils nach sich ziehen, findest du auf den Hilfeseiten in der Sellercentral

Meine Erfahrung ist, dass die Artikel sehr schnell als nicht verkaufbar eingestuft werden. Ich lasse deshalb alles zurück schicken und schaue es mir selbst an.

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