Das kleine 1×1 der Produktauswahl

Das kleine 1×1 der Produktauswahl

Wie ermittle ich die Nachfrage für ein Amazon Produkt?

Vielleicht stehst du noch ganz am Anfang deiner Reise oder suchst gerade nach deinem nächsten Produkt. Egal wie lange du dabei bist, eine Frage stellt sich immer wieder:

Welches Produkt source ich als nächstes?

Um herauszufinden ob die Nachfrage für ein Produkt auf Amazon groß genug ist gibt es viele verschiedenen Möglichkeiten. Da Amazon keine Verkaufszahlen öffentlich bekannt gibt musst du dein Bestes geben zu raten so gut du kannst. Ziel ist es ein Produkt zu finden das zehn oder mehr Einheiten am Tag verkauft.

Als erstes brauchst du eine Produktidee um von dort aus genauer zu recherchieren. Wie du Anregungen dazu findest habe ich in einem älteren Artikel zum Thema Produktideen ausführlich beschrieben und auch Daniel hat einige Tipps dazu. Nachdem du grundsätzlich eine Idee hast geht darum herauszufinden ob sich ein bestimmter Artikel auch verkauft und somit finanziell lohnt.

Nehmen wir einmal an du interessierst dich für Küchenprodukte und dir ist Salatbesteck in den Sinn gekommen. Dann gilt es jetzt herauszufinden ob es ein geeignetes Produkt wäre. Dazu gibt es viele manuelle Möglichkeiten und auch Tools die du nutzen kannst. Als erstes deinen Verstand.

Tipp #1 – Nachdenken

Klingt einfach, ist es auch. Bevor du irgendwelche Software bemühst denk erstmal darüber nach wer dieses Produkt überhaupt braucht und welche Zielgruppe es kaufen würde? In unserem Beispiel schlicht und ergreifend vermutlich jeder. 99% aller europäischen Haushalten haben mindestens ein solches Besteck zuhause, benötigen eins für die erste Wohnung oder müssen ein altes ersetzen.

Dieser Test wäre also bestanden, rein von der Idee her macht dieses Produkt Sinn und die Nachfrage ist grundsätzlich vorhanden.

Tipp #2 – Saisonalität

Es gibt Produkte die nur zu bestimmten Zeiten im Jahr gekauft werden. Das ist grundsätzlich nichts Schlimmes aber du solltest es auf dem Schirm haben um dich mit Lagerbestand auf Spitzenzeiten einstellen zu können und bei einer Flaute nicht gleich auszuflippen vor Sorge. Weihnachtsartikel oder Muttertags Geschenke beispielsweise haben jeweils nur eine extrem kurze Saison können in dieser aber durchaus hoch profitabel sein, berücksichtige das in deiner Entscheidung.

Das kostenlose Google Trends Tool zeigt dir für viele Suchworte und Produkte eine gute Übersicht der Saisonalität an. Unser Salatbesteck beispielsweise wird ganzjährig gekauft, hat jedoch zum Sommer hin im Juli und dann nochmal im Dezember zum Weihnachtsgeschäft Hochsaison.

GoogleTrend_Salatbesteck
Quelle: Google

Auch in diesem Punkt wäre ich beim Salatbesteck noch im Rennen und würde behaupten eine Nachfrage ist durchaus vorhanden.

Tipp #3 – Suchvolumen

Nachdem du jetzt weißt das dein Produkt grundsätzlich nachgefragt wird gilt es herauszufinden wie stark. Da ja Amazon keine Zahlen Preis gibt halten wir uns noch einmal an Google und schauen wie oft das Suchwort in unserem Verkaufsland monatlich gesucht wird. Das ist immer noch etwas ungenau, weil es ja keine Suchen auf Amazon sind, gibt uns aber einen Eindruck in welcher Größenordnung wir uns befinden.

Dafür nutzen wir ein weiteres kostenloses Tool, den Google Keyword Planer.

GooglePlaner_Salatbesteck
Quelle: Google

Daraufhin erhalten wir den Verlauf der letzten 12 Monate und die Anzahl der Anfragen für dieses Keyword.

GooglePlaner2_Salatbesteck
Quelle: Google

Auch hier ist nochmal zu sehen in welchen Monaten es einen Anstieg gibt. Über 1000 Suchen im Monat ist schon mal nicht schlecht und auf Amazon sind die Suchen tendenziell sogar höher als in klassischen Suchmaschinen.

Tipp #4 – Amazon Bestsellerrang (BSR)

Der BSR wird von Amazon in den meisten Kategorien offen angezeigt oder lässt sich mit einem Tool wie Marketplace Analytics einfach herausfinden. Der Bestsellerrang der dich interessiert ist immer die Hauptkategorie. Also nicht etwa „Salatbesteck“ sondern in unserem Beispiel würdest du dich an dem BSR für Küche und Haushalt orientieren.

Die Verkäufe sind je nach Kategorie unterschiedlich daher ist es schwer zu sagen wie hoch oder niedrig diese Kennzahl sein soll. Ein BSR von 10.000 hat in Küche und Haushalt andere Verkaufszahlen als in Sport oder Auto.

Als Faustregel macht es Sinn, wenn der Bestseller #1 unter 1000 BSR hat für dein Suchwort und das Produkt auf Platz 5 der Suchergebnisse immer noch unter 5000 BSR. So vermeidest du auf jeden Fall eine komplette Flaute in der Nachfrage. Ob es am Ende dann 5, 15 oder 25 Verkäufe am Tag sind ist leider vorher kaum zu ermitteln. Das ist aber auch nicht weiter schlimm da du vorher ohnehin nicht sagen kannst ob du es auf Platz #1 oder nur auf Platz #8 schaffen wirst.

Wichtig ist dabei, dass du immer im Kopf behältst das der BSR nicht das einzige Kriterium ist. Hier sind die Zahlen für die Suchergebnisseite „Salatbesteck“. Reihenfolge nach Ranking im Ergebnis der Suche:

  1. 3.376
  2. 14.114
  3. 7.714
  4. 4.726
  5. 9.912
  6. 9.530
  7. 10.607
  8. 48.248
  9. 41.890
  10. 53.917

Damit wären oben genannte Kriterien zum BSR schon nicht mehr erfüllt. Berücksichtigt man jedoch die starke Saisonalität und ist bereit in anderen Monaten mit 5 Verkäufen am Tag zu leben bleibt es immer noch eine Interessante Nische.

Wenn du nach einem neuen Bestseller suchst müsstest du vermutlich an dieser Stelle das Produkt verwerfen und dir ein Produkt mit höherer Nachfrage (weniger BSR) aber auch stärkerer Konkurrenz suchen. In Deutschland gibt es momentan noch viele Nischen die nicht besetzt sind, somit würdest du leicht ein ähnliches Produkt mit mehr Nachfrage finden, wenn du etwas Zeit investierst.

Dazu kommt noch die Nachfrage die du selbst generieren kannst. Hast du mehrere Produkte auf Amazon in der gleichen Nische ist die Chance groß, dass einige Kunden mehr als nur ein Produkt bei dir kaufen. Ebenso wenn du Facebook Ads, Google Ads oder Besucher von einem eigenen Blog auf deine Produktseiten sendest.

Welcher BSR bedeutet was? Ohne eigenen Erfahrung schwer zu sagen und Tools für Deutschland sind noch sehr ungenau. Mein Tipp ist daher dich zu vernetzen mit anderen Verkäufern, beispielsweise über einen Stammtisch oder eine Mastermind Gruppe.

Dort gibt es einen offenen Austausch und jeder Beteiligte kann den anderen Berichten welche Zahlen in seiner Kategorie benötigt werden. Alternativ könntest du mit Retail Arbitrage starten und vorhandene Produkte verschiedener Kategorien irgendwo im Angebot günstig erwerben und auf Amazon weiterverkaufen um ein Gefühl für den BSR zu bekommen.

Tipp #5 – Bestseller

Als letzten Tipp zur Bedarfsermittlung noch ein Klassiker den ich dir aber nicht vorenthalten möchte. Schlicht und einfach die Amazon Bestsellerliste. Hier findest du für jede Kategorie und auch Unterkategorie die meist verkauften Artikel, das ist eine wahre Goldgrube.

Unter Umständen ist hier die Konkurrenz was Bewertungen und optimierte Listings angeht natürlich größer, die Nachfrage jedoch auch. Zudem gibt es in vielen Unterkategorien Bestseller die noch weitestgehend unangetastet sind. Ich bin auch der Meinung, dass es in Deutschland in sehr vielen Nischen noch Potential gibt die in den USA oder Großbritannien schon „verbrannt“ sind. Also, schnell sein heißt das Motto 😉

Tipp #6 – der 999 Trick

Es gibt eine (leider sehr Fehler anfällige) Methode um die Nachfrage eines bestimmten Produktes zu ermitteln. Der Vorgang an sich ist sehr simpel:

Du legst 999 Stück dieses Artikels in deinen Warenkorb und Amazon sagt dir es sind nur 438 verfügbar. In diesem Moment kennst du den aktuellen Warenbestand und kannst ihn in eine Excel Tabelle eintragen.  Nach 24h Stunden wiederholst du das Ganze. Jetzt siehst du das noch 425 verfügbar sind. Das bedeutet es wurden 13 Einheiten innerhalb des Tages verkauft. Wenn du diese Kontrolle mehrere Tage lang ausführst erhältst du einen guten Überblick über den Verlauf der Verkäufe.

Achtung: Wenn mehrere Verkäufer auf dem Listing sind, es einen Bestand von 1000+ Einheiten gibt oder Amazon Ware reserviert wegen Verlagerung oder anderen Dingen stimmt die Zahl nicht!

Es ist also auch hier wieder nur ein grober Richtwert zu ermitteln. Tools wie AMZtracker, AMZshark oder auch Marketplace Analytics nehmen dir diese lästige Arbeit ab und tracken Produkte für dich. In Kombination mit den anderen genannten Ideen um eine Nachfrage festzustellen kann diese Taktik hilfreich sein.

Fazit der Nachfrage Ermittlung

Leider gibt es momentan keine akkurate Möglichkeit die Nachfrage für Amazon Produkte in DE genau zu ermitteln. Daher ist vermutlich der beste Tipp einfach ins kalte Wasser zu springen und ein paar kleine Testballons zu launchen.

Starte mit kleiner Stückzahl oder Retail Arbitrage um ein Gefühl für deine Nische zu bekommen. Relativ schnell wirst du dann herausfinden welchen BSR diese Nische benötigt um vernünftige Stückzahlen zu verkaufen. Darauf kannst du dann weiter aufbauen und deine Produktpalette erweitern. Mit der nötigen Umsicht, ein wenig Grundrecherche und Geduld beim Suchen wirst auch du dein nächstes Produkt finden.


Über den Autor:

Philip Kleudgen schreibt den Blog auf privatelabeljourney.de wo er anderen Amazon Verkäufern hilft ihr Business auszubauen. Dort findest du auch passende Videos und einen Podcast von den bekannten FBA’lern Gil und Thomas. Privat ist er Vater einer kleinen Tochter, VW Bus Fan und selbst begeisterter Amazon Verkäufer.

7 Comments

  1. Wie immer schöner Artikel von Philip 🙂
    Noch ein cooler Tipp: Wenn große Hersteller / bekannte Marken bereits erfolgreiche Produkte am Markt haben – z.B. Apple (iPhone & Co.) und diese neue Produkt-Launches ankündigen, kann man sich schon vorab Gedanken machen, welche Zubehör-Artikel man produzieren kann und so als einer der ersten auf dem Markt eine ganz gute Position einnehmen.

    • Danke Florian 🙂

      Guter Tipp! So ähnlich funktioniert es auch mit saisonalen Artikeln. Weihnachtsartikel rechtzeitig gelauncht und gerankt können einen guten Marktvorteil ergeben 😉

  2. Halil Uensal

    Hallo Philip,

    ich habe kurze frage.
    wenn das möglich, möchte ich wissen,
    gibt es eine Webseite – Tool oder Software für Amazon Verkäufer meiste Artikel finden
    also ich möchte gerne meine Wettweberber im Amazon, meiste Verkaufte Artikel finden.
    Danke und Lieber Grüße aus Hamburg

    • Hallo,

      ich verstehe deine Frage nicht ganz aber ich vermute du suchst eine Lösung um Produkte zu analysieren bzw. auch zu sehen welcher Mitbewerber wie viel verkauft. Das geht zum Beispiel mit AMALYZE schau dir mal hier das Video an http://privatelabeljourney.de/amalyze

  3. Kompliment für diesen Super Artikel. Ich habe noch eine Frage: Ich analysiere gerade mehrere Prdoukte über Marketplace Analytics. Jetzt ist mir in einer Nische aufgefallen das hier fast kein FBAler als Verkäufer angegeben ist. Immer nur Händler oder direkt Amazon. In anderen Nischen sind immer einige FBAler dabei. Ist das ein guten oder ein schlechtes Zeichen? Absatz und Nachfrage sind vorhanden.
    Danke schonmal im Voraus

    • Hi Moritz,

      Danke für Deinen Kommentar.
      Ich werde mir die Anleitung mal durchlesen und Dir Feedback geben.

      Beste Grüße,
      Daniel

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