Ergebnisrechnung

Die Ergebnisrechnung gehört zu den Basics eines jeden Unternehmers

Jeder BWL Student oder Inhaber einer kaufmännischen Ausbildung sollte sie kennen. Damit meine ich wirklich kennen, „einfach nur mal davon gehört haben“ reicht meiner Meinung nicht, wenn Du ins FBA Business einsteigen willst.

Zunächst einmal will ich ganz grob anfangen. Später werde ich die einzelnen Positionen weiter aufreißen und erklären:

Grober Aufbau der Ergebnisrechnung

Umsatz
– variable Kosten
= Deckungsbeitrag 1
– fixe Kosten
= Deckungsbeitrag 2

Ganz oben stehen also die Einnahmen. Von diesen werden dann zunächst die produktabhängigen (variablen) Kosten abgezogen. Die Zwischensumme, die dann entsteht, heißt „Deckungsbeitrag 1“ (DB1). In der FBA-Community ist das die Kenngröße, die meistens als Marge bezeichnet wird.

Im nächsten Schritt ziehst Du vom DB1 noch alle fixen Kosten ab. Dadurch entsteht der „Deckungsbeitrag 2“ (DB2)

Umsatz

Der Umsatz sind Deine Einnahmen. Verkaufst Du beispielsweise 20 Einheiten Deines Produktes für 15 Euro, so beträgt Dein Umsatz 300 Euro.

Der Umsatz sagt zunächst noch nichts über Deinen Erfolg aus. Da das an vielen Stellen im Netz aber so propagiert wird, möchte ich das hier noch mal rausarbeiten:

Angenommen Du verkaufst 200 aktuelle und neue iPhones für je 200 Euro. Die Leute werden sie Dir wörtlich aus den Händen reißen und Du hast einen tollen Umsatz von 40.000 Euro gemacht. Deine Marge aber, die sehr wohl etwas über Deinen Erfolg aussagt, wäre miserabel. Nehmen wir an, eines der iPhones hat Dich im Einkauf 500 Euro gekostet. Du hättest also einen Verlust 60.000 Euro erwirtschaftet, könntest aber danach schöne Grafiken mit hohem Umsatz zeigen 😉

umsatz vs marge

Variable Kosten

Wie definieren sich nun die variablen Kosten?

Eigentlich ist das relativ einfach. Variabel sind alle die Kosten, die abhängig vom Produkt bzw. der Produktmenge sind. Charakteristisch für variable Kosten ist, dass sie nur dann anfallen, wenn du auch etwas verkaufst.

Beispiel 1: Ein Kunde kauft Dein Produkt und Amazon verschickt es. Dadurch werden Dir Verkaufsgebühren und Fulfillment Gebühren in Rechnung gestellt. Das sind typische variable Kosten!

Beispiel 2: Die Selbstkosten Deines Produktes. Hierzu musst Du wissen, dass diese in der Betriebswirtschaft erst dann als „Kosten“ gelten, wenn Dein Produkt verkauft wird. Solange es nur lagert, sind es noch keine Kosten im eigentlichen Sinn, sondern ein Bestandswert (Umlaufvermögen)

Deckungsbeitrag 1

Der DB1 ist unter FBAlern eher bekannt unter „Marge„. Streng genommen müsste es DB1-Marge heißen. Dies ist der Betrag, der übrigbleibt, wenn Du vom Umsatz alle variablen Kosten abziehst.

Wenn Du wissen willst, ob es, rein den Zahlen, lohnenswert ist, in ein neues Produkt zu investieren, dann solltest Du Dich auf diese Größe stützen.

Der FBA Rechner verfolgt übrigens genau dieses Ziel, also die Berechnung der voraussichtlichen Marge!

„Deckungsbeitrag 1“ heißt dieses Ergebnis übrigens, weil genau dieser Betrag notwendig ist, um den ersten Teil der Kosten (die variablen Kosten) zu decken. Umgekehrt: Würdest Du Deinen Preis geringer ansetzen, als die Summe Deiner variablen Kosten, würdest Du einen Verlust machen. Somit bestimmt der DB1 also Deine absolute Preisuntergrenze.

Fixe Kosten

Bei den Fixkosten existiert die vorher beschriebene Abhängigkeit zu den Produktverkäufen nicht. Sie fallen also an, ganz egal, ob Du keine, wenige oder viele Produkte verkaufst. Umgangssprachlich heißen sie deshalb auch „Eh-da-Kosten“.

Beispiel 1: Die Amazon Grundgebühr. 39 Euro werden Dir monatlich in Rechnung gestellt, selbst wenn Du noch nicht einmal ein Produkt gelagert hast.

Beispiel 2: Eine Produkthaftpflichtversicherung. Auch hier zahlst du monatlich einen fixen Betrag, unabhängig davon, ob du Produkte für 10.000 oder 100.000 Euro umsetzt.

Deckungsbeitrag 2

Für die meisten nebenberuflichen FBAler endet hier die Ergebnisrechnung. Wenn das Unternehmen einmal größer geworden ist, kommen evtl. noch Kosten hinzu, die nicht betriebstypisch sind (Beispielsweise Spenden an Vereine oder ähnliches). Diese würden dann noch nach dem DB2 abgezogen werden.

In den meisten „FBA-Fällen“ ist der DB2 aber gleichzusetzen mit dem Gewinn bzw. Verlust vor Steuern (Einkommenssteuer, Gewerbesteuer usw., KEINE Umsatzsteuer)

Rechnerisch ist dies das Ergebnis aus Deiner Marge abzüglich aller anderen Kosten, die Du im Zusammenhang mit FBA noch hast (Fixkosten).

Wenn der DB2 gleich Null wäre, so hättest Du also alle entstandenen Kosten gerade so gedeckt. Du hättest dann weder einen Gewinn, noch einen Verlust.

Was die Bestimmung des Mindestpreises angeht, musst Du also den DB1 und den DB2 addieren.

Tipp:

Manchmal kann es sinnvoll sein, kurzfristig einen Preis anzubieten, der unterhalb dieser Grenze liegt. Beispielsweise, um Deinen Verkaufsrang zurück zu erlangen… Das funktioniert, solange die Mehrheit Deiner Verkäufe nicht betroffen ist und Du nicht unterhalb Deiner variablen Kosten verkaufst.

Die Ergebnisrechnung im Detail

Wenn Du es lieber noch genauer haben willst, dann siehst Du im Folgenden die Ergebnisrechnung, mit der ich im Amazon FBA Umfeld arbeite.

Der Aufbau ist natürlich identisch mit dem oben beschriebenen Modell, allerdings habe ich jede Position noch weiter in feinere Bestandteile zerlegt. Das erleichtert mir die Erfassung der Daten ungemein, da ich sie so auch aus der sellercentral bekomme bzw. die Rechnungen entsprechend vorliegen habe.

Wenn Dir die Vorlage gefällt, kannst Du sie HIER herunterladen. (der Download startet direkt, kein Opt-In notwendig)

ergebnisrechnung amazon fba detail

Brutto- vs. Nettoumsatz

Den Umsatz habe ich hier noch einmal unterteilt in Brutto- und Nettoumsatz. Der Bruttoumsatz ist der Preis deines Produktes plus evtl. vom Kunden zu zahlende Versandkosten. Das ist jedoch nicht der Verkaufserlös, der bei Dir ankommt. Gibt es beispielsweise Rabatte, so werden diese noch abgezogen. Genauso ist es mit den Versandkosten, die Amazon einzieht. Auch alle Erstattungen werden noch abgezogen. Es ergibt sich der Nettoumsatz. Auf Basis dessen werden dann auch die Amazon Verkaufsprovisionen berechnet.

Variable Kosten

Selbst nach genauerem Hinsehen, sind diese von der Anzahl her recht übersichtlich. Es gibt die Verkaufsprovisionen, die FBA-Gebühren und natürlich die Kosten deines Produktes.

Man kann sich darüber streiten, ob man auch die PPC Kosten als variable Kosten betrachten will oder nicht. Im Amazon FBA Rechner habe ich das so gemacht, da der Schwerpunkt des Rechners darin liegt, ein Gefühl dafür zu bekommen, wie die Marge des Produktes aussehen könnte. Bei der Betrachtung der Ist-Kosten ordne ich diesen Kostenblock aber lieber den Fixkosten zu, da es meines Erachtens keinen direkten wirklichen Bezug zwischen verkaufter Menge und PPC-Kosten gibt.

Fixe Kosten

Davon gibt es reichlich viele. Alle, mit denen ich selbst zu tun habe, sind hier enthalten. Je nachdem, wie Dein Unternehmen aufgestellt ist, kann das im Einzelnen auch anders aussehen. Der Aufbau bzw. das Schema sollten aber immer identisch sein.

Warum eine Ergebnisrechnung wichtig ist

Wenn Du mit dem Lesen hier angekommen bist, hast Du vielleicht gemerkt, dass das Erstellen und Pflegen einer Ergebnisrechnung schon etwas aufwändiger ist. Vielleicht fragst Du Dich auch, wozu das denn überhaupt gut sein soll.

Meine Meinung ist ganz klar:

Die Ergebnisrechnung ist enorm wichtig!

Sie ermöglicht es Dir, Deine Einnahmen, Kosten und Ergebnisse in einer übersichtlichen Struktur im Blick zu haben. Nach ein paar Wochen Amazon FBA wirst Du feststellen, dass die Einnahmen und Ausgaben zu unterschiedlichen Zeitpunkten eintreffen, dass Dein Kapital in deinen Produkten gebunden ist und dass Du ohne eine Ergebnisrechnung irgendwann nicht mehr weißt, ob Du nun eigentlich Gewinn machst oder nicht.

Hast Du Fragen zum Thema?

Stell Sie bitte hier in den Kommentaren oder besuche meinen Youtube-Kanal, auf dem ich auch sehr gerne auf Deine Fragen eingehe!

9 Gedanken zu „Kennzahlen Einmaleins: Die Ergebnisrechnung“
  1. Guter Basics Artikel, wird bestimmt vielen helfen.

    Wo rechnest du die Umsatzsteuer rein?

    Wieso zählst du PPC, Lagerkosten und Versand zu Amazon nicht zu den variablen Kosten?

    Gruss Christoph

    1. Hallo Christoph,
      Danke für Deinen Kommentar!
      Die Umsatzsteuer würde ich als regelbesteuerter überhaupt nicht mit rein rechnen. Natürlich darf beim Umsatz dann nur der Nettopreis genutzt werden.
      Als Kleinunternehmer nehme ich sie immer an entsprechender Stelle mit rein. Die Umsatzsteuer erhöht einfach alle entsprechende Positionen.

      Ich sehe die PPC-Kosten, die Lagerkosten und auch die Versand zu Amazon-Kosten nicht wirklich als variable Kosten. Wie schon im Beitrag kurz erklärt, habe ich sie zwar im FBA Rechner so dargestellt, da das eine Planrechnung ist, bei der alle Kosten auf nur ein Produkt fallen und man diese Kosten unbedingt mit beachten sollte, wenn man auf der Suche nach einem neuen Produkt ist.
      In der Ergebnisrechnung sehe ich die Kosten aber als fix, weil:
      Die Kosten unabhängig davon anfallen, ob du keine, wenige oder viele Einheiten verkaufst.
      Ich weiß aber, dass man sich hier durchaus drüber streiten kann. Für mich ist das so die beste Lösung.

      Beste Grüße,
      Daniel

  2. Hi Daniel,

    die Ergebnisrechnung ist extrem wichtig und ist bestimmt auch oft ein Grund warum Selbständige scheitern. Beim Thema PPC ist meine Meinung allerdings auch eine andere. Ich mache erst eine Ergebnisrechnung auf Artikelebene. Da sind die PPC Kosten sehr wichtig. Im Großen kann schnell untergehen, dass ein Produkt sich nur über PPC verkauft und man aufgrund der geringen Marge das Kapital eigentlich wirtschaftlicher in ein anderes Produkt investieren sollte.

    Womit ich bei den Amazon Berichten allerdings noch ein wenig scheitere habe ist die zeitliche Zuordnung der Kosten.

    1. Hi Bastian,
      sorry für die verspätete Antwort auf Deinen Kommentar.
      Ich denke auch, dass das Thema wirklich wichtig ist. Leider habe ich den Eindruck , dass es aber für viele ein Fremdwort ist. Ich freue mich, wenn ich deshalb mit dem Artikel helfen kann.
      Mit den PPC Kosten tue ich mit wirklich schwer, sie den variablen Kosten zuzuordnen. Stell Dir vor, Du hast Tage oder Wochen, an denen Deine Werbekampagnen geklickt werden, aber keiner kauft. Es wäre unfair diese Kosten dann einem Produkt zuzuordnen.

      Was meinst Du mit der zeitlichen Zuordnung? Wo liegt da genau Dein Problem?

      Beste Grüße,
      Daniel

  3. Hallo Daniel,
    super Artikel, bin wieder etwas klüger ;). Habe auch prompt deine Vorlage benutzt, komme hier aber nicht weiter. Du benutzt etwas andere Begriffe, als die, die auf meiner Amazon-Rechnung stehen. Die AMZ-Abrechnung sieht ja so aus:

    Bestellungen:
    Artikelpreis
    Aktionsrabatt
    Amazon-­Gebühren
    Andere (Gutschrift für Versandkosten Geschenkverpackung)

    Erstattungen:
    Artikelpreis
    Amazon-­Gebühren

    Verkaufsgebühren:
    Gebühren für Versand durch Amazon
    Werbekosten

    Was muss ich denn jetzt WO in deiner Liste zuordnen?

    Danke für deine Hilfe.

    Rene

    PS: Ich finde PPC gehört in die variablen Kosten, allein schon weil dieser Posten gar nicht fix sein kann und Produktbezogen ist.

    1. Hi Rene,
      Danke für Deinen Kommentar!
      Zunächst würde ich Dir raten, den PDF Monatsbericht zu nehmen, um Deine Werte zu ermitteln. Den bekommst Du auch bei den Zahlungsberichten in der sellercentral.
      Ich habe Dir mal beide Berichte, also den „Zahlungsbericht“ und den „Monatlichen Abrechnungsbericht“ zu dem Ergebnisrechnung-Schema zugeordnet:

      Zuordnung Ergebnisrechnung zu AMZ Berichten

      Zu den PPC Kosten:
      Je mehr ich darüber nachdenke, desto weniger will ich sie in die DB1-Marge hineinrechnen!
      Denn: Sie stehen in keiner festen Relation zu Deinen Verkäufen. Variable Kosten sind produktbezogen und steigen mit zunehmenden Verkäufen. Das machen die PPC einfach nicht…
      Sie fallen im Extremfall sogar an, ohne dass Du auch nur ein Produkt verkaufst..

      Beste Grüße,
      Daniel

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